Michael Cohen reagierte als einer der Ersten auf die Verurteilung von Donald Trump. Und seine Reaktion war eindeutig. «Schuldig in allen Anklagepunkten!», schrieb Cohen bei der Plattform X. Dazu postete er einen Screenshot des US-Senders MSNBC, auf dem ebendies noch einmal im Bild zu sehen war: «34 Mal schuldig», stand dort zu lesen.
Guilty On All Counts! #TeamCohen pic.twitter.com/7i72keStCP
— Michael Cohen (@MichaelCohen212) May 30, 2024
Die Genugtuung Cohens hat einen Grund. War der 57-jährige Anwalt doch jahrelang einer der wichtigsten Berater von Ex-Präsident Donald Trump – und einer der grössten Bewunderer des ehemaligen Reality-TV-Stars und Immobilienmaklers. Dann erfolgte jedoch der Bruch: Cohen wanderte wegen Steuerhinterziehung und Falschaussage ins Gefängnis, weil er in einem Sonderausschuss des US-Kongresses die Unwahrheit gesagt hatte. Um Trump zu schützen.
Später bereute er seine Taten und schwor seinem ehemaligen Chef ab. Seitdem setzte Cohen alles daran, den 77-jährigen Republikaner zu Fall zu bringen. Im Prozess gegen den aktuellen Präsidentschaftskandidaten, bei dem es um die Zahlung von Schweigegeld an zwei Frauen ging, die eine Affäre mit Trump gehabt haben sollen, war Cohen einer der Schlüsselzeugen der Anklage. Er belastete Trump mit seiner Aussage schwer.
Cohen hatte im Prozess mehrfach betont, dass der heimliche Deal mit Clifford «auf Anweisung von Donald J. Trump» und «zum Nutzen von Donald J. Trump» zustande gekommen sei. Sein Boss habe alles mit eingefädelt. Trump habe über alles Bescheid gewusst, bis hin zu den mutmasslich manipulierten und verdeckten Rückzahlungen an ihn.
Today is an important day for accountability and the rule of law. While it has been a difficult journey for me and my family, the truth always matters. I want to thank my attorneys @eDanyaPerry for her invaluable guidance and support throughout this process. pic.twitter.com/PMyCvrFw6X
— Michael Cohen (@MichaelCohen212) May 30, 2024
Die Verteidiger Trumps versuchten hingegen, Cohen als notorischen Lügner darzustellen. Er sei der «menschgewordene, berechtigte Zweifel» (auf englisch: «human embodiment of reasonable doubt»). Als «berechtigten Zweifel» bezeichnet man im amerikanischen Justizsystem einen entlastenden Beweis oder Umstand, der einen Schuldspruch eigentlich unmöglich macht. Lesen Sie hier mehr über Cohens Kreuzverhör.
Cohen hatte im Verlauf seiner Befragung durch Trumps Verteidiger eingestanden, die Trump Organization, das Unternehmen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, um 30'000 Dollar bestohlen zu haben. Er rechtfertigte sein Vorgehen als eine Art Selbsthilfe, weil er verärgert darüber war, dass sein Jahresbonus gekürzt worden sei, nachdem er 130'000 Dollar seines eigenen Geldes vorgestreckt hatte, um das Schweigen des ehemaligen Pornostars «Stormy Daniels», die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heisst, zu erkaufen.
Dennoch folgten die Geschworenen bei ihrer Urteilsfindung offenbar der Version der Staatsanwaltschaft – und damit auch der ihres Schlüsselzeugen Michael Cohen, Trumps derzeit wohl ärgstem Feind.
Verwendete Quellen:
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